Drei Leben
Bildquellen
Berlin: FHXB-Museum, Sammlung Plewka, Inv.-Nr. 2024/123_4342
Theresienstadt: Privatarchiv N. Haeberlin
New York: Privatarchiv N. Haeberlin
»Ich träum’ als Kind mich zurücke Und schüttle mein […]« NEIN, soweit ist es noch nicht, wenigstens äußerlich nicht! Aber ich lebe weit mehr in der »besonnten Vergangenheit«, denn in der Gegenwart und immer mehr vertieft sich in mir das Wort: einen alten Baum soll man nicht verpflanzen. Obgleich ich mir selbst oft gut zurede, auch in normalen Zeiten wäre es nicht so weiter gegangen, ein Blatt nach dem anderen wäre auch abgefallen – und schließlich wäre man auch allein zurück geblieben; im Gedächtnis, dank unserer guten Erziehung, wiederholen sich immer, immer wieder die Worte: »Wer fern von Eltern und Geschwistern« wie auch »und es gewöhnt sich nicht mein Geist hierher«. [1]
So beginnt Elsa Oestreicher im April 1957 in New York ihre nur wenige Seiten umfassenden, unvollendeten Erinnerungen. Hinter ihr liegt ein langes Leben mit Höhen und Tiefen, freiwillig und unfreiwillig gegangenen Wegen, mit Abschieden, Trennungen und Neuanfängen. Eigentlich sind es drei Leben: ein erstes, gelebt im Berlin der Kaiserzeit, der Weimarer Republik und des NS-Regimes, ein zweites, das Überleben im Ghetto Theresienstadt, und schließlich ein drittes im Exil in New York.
- Leo Baeck Institute, New York. Elsa Oestreicher Collection: Series I, Folder 3, Elsa Oestreicher: Ich träum als Kind mich zurücke, S. 156-161.